Krisenfestes Klassenzimmer – Wie Schule in Zeiten von Corona gelingen kann

Veröffentlicht am 14.01.2021 in Ortsverein

Der SPD-Landtagskandidat Daniel Haas diskutierte mit dem ehemaligen Kultusminister Andreas Stoch und weiteren Gästen über die Zukunft des Bildungssystems. Aufgrund der aktuellen Pandemie wurde die Veranstaltung online angeboten. Mehr als 40 Zuhörer nahmen an der Onlineveranstaltung teil, mit dabei auch einige Genossen aus dem Murrer SPD-Ortsverein.

Die durch die Corona-Krise verursachte Schließung der Schulen hat gezeigt, dass das baden-württembergische Bildungssystem weder krisenfest noch zukunftssicher ist. Die Pandemie wird zu gravierenden Folgen im Bildungsfortschritt und in der sozialen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen führen. „Es geht um nichts weniger als ihren Anspruch auf Bildung“, führte Haas in die Onlineveranstaltung ein. „Es muss Schluss sein mit der Politik des Kultusministeriums, dass die Schulen zuerst durch Pressemitteilungen und Radiointerviews von anstehenden Veränderungen erfahren“, betonte Daniel Haas.

SPD-Landtagskandidat Daniel Haas

Der Vater von vier Kindern und frühere Kultusminister, Andreas Stoch, gestand selbstkritisch ein, dass man zu Beginn des Lockdown im Frühjahr noch nicht die Folgen für die Schullandschaft habe absehen können. Zurecht haben die Eltern nach einer längeren Phase auf sich aufmerksam gemacht. Der Eindruck, man habe die Eltern und Kinder vergessen, sei richtigerweise dann vorgebracht worden.
Bereits im Mai habe die SPD-Fraktion deshalb begonnen, im Landtag auf die Situation in der Schule und in den Kitas aufmerksam zu machen und von der Landesregierung gefordert, entsprechende Vorkehrungen für die zukünftige Entwicklung des Bildungssystems unter Corona-Bedingungen zu treffen. Zentraler Baustein der Forderungen bestand in einem Umstieg auf einen Wechselunterricht. Man hätte „das Bildungssystem auf unterschiedliche Szenarien im Sommer vorbereiteten können“, so Stoch, „doch das ist nicht geschehen“. Stattdessen waren die Schulen durch immer neue Verordnungen irritiert.

Nikolai Häußermann, Lehrer für Deutsch und Geschichte am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach a.N., berichtete von seinen persönlichen Erfahrungen der letzten Monate in der Schule. Häußermann bestätigte die Sicht von Stoch zum Teil, denn bis auf die letzten Wochen habe sich in der Schule seit den Sommerferien fast wieder die alte Routine eingeschlichen. Dabei habe man kurz vor den Sommerferien mit dem Wechselunterricht ein vielversprechendes Modell gefunden, dass sowohl den dringend notwendigen Präsenzunterricht als auch den digitalen Unterricht in einer gut durchdachten und ausgewogenen Weise kombiniert habe.

Der Schülersprecher der Oskar-Paret-Schule in Freiberg a.N., Erik Turba, stellte eine klare Kritik an das Kultusministerium dar, Gesundheit und Bildung gegeneinander auszuspielen. Das sei nicht notwendig, denn mit digitalen Lernplattformen oder dem Wechselunterricht seien doch Modelle erarbeitet worden, die sowohl die Gesundheit als auch die Bildung berücksichtigten. Zudem habe man im Sommer von Seiten des Kultusministeriums klar verpasst, sich auf eine zweite Welle einzustellen. Den aktuellen Lockdown hätte man bei einer guten Planung besser vorbereiten bzw. ihn durch geeignete Hygienemaßnahmen an den Schulen vielleicht sogar vermeiden können. „Es sei z.B. nicht nachvollziehbar, wieso man in der Schule Abstandsregeln einhalten müsse, die dann jedoch im Sportunterricht oder im Bus nicht mehr gelten.“ so Turba.

oben von links: Daniel Haas (Landtagskandidat), Dr. Nikolai Häußermann (Lehrer am FSG),
unten von links: Erik Turba (Schülersprecher der OPS Freiberg), Andreas Stoch (SPD-Spitzenkandidat & Kultusminister a.D.)

In der anschließenden Diskussion interessierten sich die Gäste vor allem für die Folgen des Lockdown im sozialen Miteinander in der Bildungslandschaft, die Eignung des digitalen „Homeschooling“ für jüngere Schüler*innen sowie der wachsenden Chancenungleichheit durch die Unterschiede in der häuslichen Ausstattung. Einigkeit herrschte vor allem über die Auffassung, dass die Wertschätzung gegenüber Schule und Bildung zugenommen habe. Darin läge eine Chance für die zukünftige Entwicklung eines neuen Bildungssystems.

 

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