Bescheiden, gradlinig und konsequent

Veröffentlicht am 12.04.2011 in Kreisverband

Aus den Stuttgarter Nachrichten vom 9. April 2011 von Werner Waldner

Kornwestheim Morgen feiert das SPD-Urgestein Bodo Kernbachseinen 90. Geburtstag. Er war 35 Jahre lang Stadtrat, davon 25 Jahre als Vorsitzender der SPD-Fraktion. 29 Jahre gehörte er dem Kreistag an. Er war jahrzehntelang Orts- und Kreisvorsitzender der SPD, hat unzählige Ehrenämter bekleidet - das hört sich ganz nach einem gestählten Politiker an, nach einem machtbesessenen und karrierefixierten Strategen. Und genau das ist Bodo Kernbach nicht

Genossen wie Carlo Schmid oder Erhard Eppler hatten ihn für die große Politik gewinnen wollen, Landtags- und Bundestagskandidaturen wurden Kernbach angeboten. Er hat stets abgelehnt. Nach wie vor wohnt er mit seiner Margot, mit der er im vorigen Jahr die eiserne Hochzeit feierte, in einer kleinen Eisenbahner-Wohnung. Schüchtern wirkt er manchmal, und dabei kann er seine kämpferische Seele nicht verleugnen.

Im ostpreußischen Allenstein kommt Bodo Kernbach am 10. April 1921 zur Welt. Er verbindet mit seiner Kindheit viele gute Erinnerungen - an den Vater, einen könglich-preußischen Reservelokführer und Sozialdemokraten. Eine glückliche Kindheit, die durch den zweiten Weltkrieg beendet wird. Nein, Kernbach gehört nicht zu denen, die von Anfang an Widerstand gegen das Nazi-Regime geleistet haben. Dazu ist Kernbach viel zu jung, als dass er die Zusammenhänge durchschauen kann. Heute weiß er, wie Adolf Hitler die Jugend für sich eingenommen hat. Es seien die preußischen Tugenden wie Disziplin, Pflichterfüllung und Gehorsam gewesen. "Dienen ja", sagt Kernbach heute, "aber nicht einer Person, sondern der Sache."

Nach dem Krieg verschlägt es ihn ins Schwäbische. Er arbeitet - wie sein Vater - bei der Bahn, ist Heizer und Lokomotivführer. In Stuttgart lernt Kernbach Kurt Schumacher kennen. Der Mann beeindruckt ihn. Kernbach engagiert sich in der SPD, hilft beim Aufbau des Kornwestheimer Ortsvereins. Die Salamander-Stadt wird ihm zur neuen Heimat, die SPD zu einer zweiten Familie. Mitglied um Mitglied hat er geworben; wer aber fragte, was ihm das Parteibuch bringe, den hat Kernbach in seinen Reihen nicht haben wollen. Dem gemeinsamen Ziel, nicht dem eigenen Ich sollte das Engagement dienen. Die Stärke des Sozialismus sei damals die "menschliche Wärme" gewesen, sagt Kernbach. Morgen wird der Vater eines Sohnes und Großvater einer Enkeltochter, 90 Jahre alt. Er ist bescheiden geblieben - allen Ämtern zum Trotz. Als ihm das Bundesverdienstkreuz 1981 verliehen werden sollte, hat er abgelehnt: "Ich bezweifle, dass Orden heute noch zeitgemäß sind. Ich meine vielmehr, sie fördern nur das Tun aus persönlicher Eitelkeit und haben mit menschlicher Persönlichkeit nichts zu tun."

 

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